Am vergangenen Wochenende konnte ich zu Gast bei einer besonderen Bildungseinrichtung in München sein, die es sich zum Ziel gesetzt hat, jungen Flüchtlingen die Integration in Deutschland mittels Sofortmaßnahmen zu vereinfachen. Der Fokus der akuten Unterstützung liegt dabei auf den sog. „nicht-begleiteten“ Flüchtlingen. Dazu zählen Jugendliche, die ohne ihre Mutter oder ihren Vater die Reise nach Deutschland von Ländern wie Eritrea, Sierra Leona, dem Irak oder etwa auch Syrien aus angetreten haben. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie viel Mut und Engagement dazu gehört, seine Heimat, zu denen Freunden und Familie zählen, zu verlassen. Und das nur mit dem, was leicht tragbar ist. Dafür aber mit der sicheren Ungewissheit im Gepäck, nicht zu wissen, ob – wenn überhaupt – eine Rückkehr möglich ist. Als ich vor Ort war, konnte ich einen gerade stattfindenden Konversationskurs besuchen und hatte in diesem Rahmen die Gelegenheit mich mit den jungen Menschen (auf Deutsch) auszutauschen. Daher stammt auch das beigefügte Bild.
Wie kann ich helfen? Jeder Euro ist willkommen und wird für Bildungsmittel wie Schulbücher, Tafeln, Stühle und Tische eingesetzt. Spendenquittungen möglich. Spenden bitte unter dem Stichwort „Münchner Flüchtlinge“ an:
Stella Bildung Bewegt e.V.
Stadtsparkasse München
Konto: 1000591360
BLZ: 70150000
IBAN: DE21701500001000591360
BIC: SSKMDEMM
Wer wird unterstützt? Die Flüchtlinge, die von dem privaten Bildungsprojekt betreut werden, sind zwischen 16-20 Jahren alt. Sie sind aus ihren Heimatländern geflohen und haben Asyl in Deutschland beantragt. Viele von ihnen werden in Deutschland „geduldet“ – so die Rechtsterminologie. Über Ihren Asylantrag ist oftmals noch nicht entschieden. In manchen Fällen zieht sich eine Entscheidung über ihr Bleiberecht sogar über mehrere Jahre hin. Die Jugendlichen gelten aber als besonders schutzbedürftig, so dass für die Dauer des Schulbesuchs der Aufenthalt in Deutschland gesichert ist.
Wo befindet sich die Bildungseinrichtung? In der Marstrasse. Mitten in München. Direkt in Laufweite des Münchners Oktoberfests, einen Katzensprung vom Hauptbahnhof entfernt.
Warum ist die private Initiative notwendig? Für viele der Asylbewerber, besonders jene, die bei der Einreise volljährig waren, gibt es in der Periode „Einreise nach Deutschland bis Entscheidung über den Asylantrag“ wenig bis gar keine staatliche Unterstützung. Das, was die Jugendlichen in dieser Zeitspanne allerdings besonders benötigen, sind feste soziale Strukturen, einen geregelten Alltag sowie das Gefühl, willkommen zu sein. Gleichzeitig sollen sie auf ein künftiges Arbeitsleben im Kreis der deutschen Gesellschaft mit all ihren kulturellen Eigenheiten – den positiven sowie den negativen (…und auch da unterscheiden wir uns wenig von unseren Nachbarn: wir haben ausreichend davon) – vorbereitet werden. Klar, dazu gehört auch, dass in Deutschland das Leistungsprinzip gilt.
Was steht auf dem Stundenplan? Im Rahmen des Bildungsprojekts werden gegenwärtig ca. 120 Jugendliche auf einen Mittelschulabschluss bzw auf einen. „Quali“ vorbereitet. Dafür gibt es einen Stundenplan, der integrative Sprachkurse für den Erwerb der Sprache und Kultur sowie schulanalogen Unterricht zu denen Fächer wie Mathematik, Konversation sowie Ethik oder Sport zählen, umfasst. Neben dem Unterricht werden verschiedene Aktivitäten wie Fußball, ein Gartenprojekt und Ausflüge sowie Führungen angeboten.
Wie funktioniert das Bildungsangebot für die jungen Flüchtlinge? Die jungen Asylbewerber werden mit Hilfe von Einstufungstests in eine deren Kenntnisse entsprechende Klasse eingeteilt. Eine Besonderheit der Einrichtung ist es, dass die Jugendlichen, anders als bei regulären Schulen, auch „mitten im Schuljahr“ aufgenommen werden können. Zudem ist bei entsprechenden Lernfortschritten ein Wechsel innerhalb der Klassenstufen für Schüler unter einfachen Bedingungen möglich. Engagierte Schüler kommen somit ihrer Leistungsfähigkeit entsprechend rasch weiter.
Wodurch finanziert sich das private Engagement? Die Einrichtung trägt sich aus Mitteln der Jugendhilfe, einer öffentlichen Stiftung sowie aus privaten Quellen. Die meisten Kräfte vor Ort sind ehrenamtlich tätig, einschließlich der ungefähr 20 Dozenten. Festangestellt sind nur vier Personen (mit je einer halben Stelle), die meistens Verwaltungsaufgaben erledigen.
Erfolgreich? Im letzten Schuljahr haben 20 von 22 Absolventen den Hauptschulabschluss sowie 13 von 14 Schülern den sog. „Quali“ geschafft. Im Anschluss bricht der Kontakt zu den ehemaligen Betreuern der Bildungseinrichtung auch nicht ab. Die private Initiative unterstützt zudem bei der Suche nach Ausbildungsplätze wie z.B. einer Tätigkeit als Maurer oder im Bereich der Pflegekräfte. Auch bei dem Erarbeiten von Bewerbungsschreiben gibt es dort immer ein offenes Ohr. Ein toller Erfolg, wie ich finde.