Aus der aktuellen Edition F – mehr dazu hier.
Was können wir tun?
Sexualisierte Gewalt ist noch immer bitterer Alltag im Leben zahlreicher Frauen. Doch wie schaffen wir es, unsere Gesellschaft so zu verändern, dass ein gleichberechtigtes, gewaltloses Zusammenleben möglich ist? Wie können wir unser Verhalten verändern, um Missbrauch und Belästigung Stück für Stück den Nährboden zu entziehen? Inspiriert von Nicole Silverbergs Liste im Guardian haben wir zwölf Verhaltenstipps gesammelt, die jede Person in einer Machtposition, jeden Mann, jede Cis-Person zu Verbündeten im Kampf gegen sexualisierte Gewalt machen.
Verhaltenskodex für alle Gegner sexualisierter Gewalt
1. Nur ein Ja ist ein Ja. Nur wenn eindeutiger Konsens hergestellt ist, solltest du anfangen mit der anderen Person zu flirten oder dich ihr anzunähern. Andersrum gilt das genauso: Ein Nein ist ein Nein und sollte immer als solches akzeptiert werden. Egal wie toll du dein Gegenüber findest, egal wie betrunken die Person ist.
2. Wenn jemand dir von Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt erzählt, glaube der Person. Es hat sie vermutlich viel Kraft gekostet, sich dir anzuvertrauen. Darum zweifle ihre Aussagen nicht an, selbst wenn dir der Täter sympathisch ist oder dir nahesteht. Wenn wir den Worten der Betroffenen keine Beachtung schenken oder sie sogar offen anzweifeln, tragen wir aktiv dazu bei, dass Täter geschützt und Betroffene zum Schweigen gebracht werden.
3. Nehme die Gefühle anderer ernst. Auch wenn eine Situation auf dich nicht bedrohlich wirkt, kann dein Gegenüber das sehr anders wahrnehmen.
4. Widersprich Menschen in deinem Freundeskreis, auf der Arbeit oder in deiner Familie, wenn sie herabwürdigende Dinge über Frauen oder andere Bevölkerungsgruppen sagen. Nein, „Locker Room Talk“ ist nicht harmlos!
5. Gleiches gilt übrigens für Witze, die Grenzen überschreiten.
6. Sprich das Thema bei deinen Freunden und Freundinnen an und sensibilisiert euch gegenseitig dafür. Oft zeigen sich Männer erstaunt oder erschüttert über die Berichte von befreundeten Frauen. Indem wir einander zuhören und Fragen stellen, können wir unsere Filterblasen zum platzen bringen.
7. Übergriffe und Belästigung geschehen selten im Geheimen sondern meist unter dem Deckmantel des Schweigens derjenigen, die den Täter schützen oder nicht verärgern wollen. Lass dich nicht mit Geld, Erfolg oder aufgrund von Sympathie ruhig stellen.
8. Schaue auf der Straße oder in Öffentlichen Verkehrsmitteln nicht weg, wenn du mitbekommst, wie jemand bedrängt wird oder schlimmeres geschieht. Wenn du dich alleine nicht traust, spreche Passanten an und bitte sie, dich zu begleiten.
9. Wenn wiederholt an dich herangetragen wird, dass eine Person übergriffig sei, arbeite nicht mit ihr zusammen. Die Arbeit eines Menschen ist immer auch zum Teil er selbst.
10. Jeder macht Fehler. Wenn du dich jemandem gegenüber respektlos verhalten hast, entschuldige dich und höre zu. Versuche nicht, dein falsches Verhalten kleinzureden, sondern gestehe dir deinen Fehler ein und lerne daraus.
11. Mach dir klar, dass deine Vorstellungen von Nähe nicht denen deines Gegenübers entsprechen müssen. Wenn du in deinem Unfeld erlebst, dass Menschen „ein bisschen touchy“ sind kläre sie darüber auf, dass sie andere mit ihrem Verhalten unangenehm berühren.
12. Erkenne Momente an, in denen du anderen Personen übergeordnet bist und nutze deine Macht, um andere zu schützen und für Gerechtigkeit zu sorgen.