Wir haben es mit Eurer Hilfe in erstaunlich kurzer Zeit geschafft, mehr als 130 Päckchen für Flüchtlinge zu Weihnachten zu sammeln. Die Geschenke sind farbenfroh, glitzernd und liebevoll geworden. Jedes einzelne Geschenk enthält einen besonderen Gruß von einem Münchner an einen dem Schenkenden unbekannten Menschen. Spannend, schön zugleich.
„Ich komme aus Eritrea. Ich bin zu Fuß losgelaufen. Ich weiß nicht ob und wann ich meine Eltern, meine Geschwister und Freunde wiedersehen werde“.
Das Mädchen, das mir von Ihrem Weg aus Eritrea nach München berichtet ist 16 Jahre alt. Sie hat sich allein auf die Suche nach einer neuen Welt gemacht. Einen solchen Schritt zu gehen, hinaus aus dem Bereich des Bekannten und Gewohnten und hinein in das Ungewisse, erfordert Courage. Und die Hoffnung auf etwas Besseres. Oder auch schlicht nur einen zu großen Leidensdruck vor Ort.
„Germany is great“.
Als ich vor mehreren Jahren in Äthiopien mit meinem Rucksack auf Reisen war, hat der Umstand, dass ich aus Deutschland komme, den jungen Menschen vor Ort ein Funkeln in die Augen gezaubert. „Deutschland ist großartig“. Als ich letzte Woche in Moskau war und mit einer ehemaligen Journalistin gesprochen habe, erzeugte meine Herkunft das gleiche Augenleuchten. Ihre journalistische Tätigkeit sei in der gegenwärtigen politischen Verfassung Russlands nicht auszuüben, zu gefährlich. Sie arbeitet nun für eine kleine russische Marketingagentur. Per Onlinedating hofft sie auf eine aussichtsreiche Beziehung mit einem idealerweisen deutschen Mann. Nur weg von hier, sagt sie (Anmerkung: sie zählt zu einer Minderheit, ein Großteil findet den „starken“ Putin toll)
„Wir wissen gar nicht wie gut es uns geht“.
Der Satz klingt altmodisch da ständig gehört. Oft auch von den eigenen Eltern. Je mehr ich die Welt zu verstehen versuche, desto mehr trifft die Aussage meines Erachtens nach zu. Der Glaube an einen Rechtsstaat, an eine Demokratie, an den Wert des Einzelnen, an unsere Grundrechte – dieser Glaube hat mich damals als Jugendliche bewegt Rechtswissenschaften zu studieren. Beruflich bedingt habe ich heute die Chance andere Staaten und deren Funktionsweise besser kennenzulernen, mich mit deren Vertretern austauschen zu können. Jedes Mal wenn ich nach München zurückkehre, Bayern anfliege und die geordneten Felder aus der Vogelperspektive mal im frühlingsfrischen Zartgrün, mal im herbstlichen Spätsommergelb sehe, denke ich mir: Wir wissen gar nicht wie gut es uns geht.
Jeder von uns kann ein Zeichen setzen
Um das zu Bewahren was uns lieb ist, unsere Freiheit, unsere geschützte Individualität, müssen wir Aktivismus zeigen. Und auch das ein oder andere Zeichen setzen. Dass wir das können, haben 130 Münchner ohne Zögern gezeigt. Innerhalb weniger Tage habt Ihr, liebe Stella*Weihnachtsgeschenk*Paten Eure Unterstützung angeboten. Und es gab sogar noch viele, die mitmachen wollten als die Aktion bereits beendet war. Mit so einer Resonanz hätte ich nicht gerechnet. Sie hat mich sehr glücklich gemacht.
Damit setzen wir ein Zeichen, ein Zeichen der Nächstenliebe, des Gebens. Und darüberhinaus auch ein politisches um den aufkommenden Druck nach Rechts nicht zuzulassen. Es muss nicht erwähnt werden, dass nicht die ganze Welt Unterschlupf in München finden kann. Es muss auch nicht erwähnt werden, dass die Aufteilung in einen reichen Teil der Welt gegenüber einem armen Teil der Welt schlicht nicht fair ist und dass, wenn diese Kluft weiter auseinander reißt, noch größere Herausforderungen auf uns zukommen. Wir wissen alle bereits, dass diese Problematik am Kern, vor Ort, gelöst werden muss. Dass dafür große Anstrengung notwendig ist. Dass auch wir Europäer bereits seit langem um das Thema wissen und nicht erst seitdem Kinderleichen an unsere Sommerstrände angespült werden. Wegschauen, Nichtstun, Aussitzen – das ist immer einfacher als Verantwortung zu übernehmen, in eine vielleicht auch nur vermeintlich bessere neue Welt loszulaufen, sich für Mitmenschen einzusetzen.
Ich danke allen 130 Stella Weihnachts*Sternchen für Euren Einsatz.
Eure Corinna-Rosa